Norwegen

(Bilder: Sabrina D. Bloch, Karsten Strehl)

Es ist Herbst. Wieder geht es mit dem Wasserkrug an den kleinen See, welcher sich direkt vor der einsamen Hütte in Südnorwegen befindet. So wird hier gekocht, geduscht, sich gewachsen und vieles mehr. Strom, fliessendes Wasser oder eine Toilette sucht man hier vergebens. Mit einem langsam, vor sich hin tuckerndem Boot kommt man hierher.

Früh morgens machen wir uns auf den Weg durch den Wald, durch hohes ockerfarbenes Gras und Farn. Die Flinte in der Hand und den besten Freund, den Viszla Wilson an unserer Seite.

Es ist Schnepfenjagd.

Schon einige Tage sind wir nun unterwegs, haben einige wunderschöne Seen in der Umgebung entdeckt.  Die Wasseroberflächen sind so glatt, dass man den Horizont fast nicht  mehr wahrnehmen kann.

 Fleissige Biber haben an den Ufern  Kunstwerke aus Holz aufgetürmt und die Natur hier noch völlig intakt.

Ich muss zugeben, ich konnte es nicht  lassen, eine Tuberdose mitzunehmen, denn die Eierschwamerl muss man hier nicht suchen, sondern sie blicken einem fast aus allen Ecken an. Sie schmecken vorzüglich.

Ein helles „brrrr“ holt mich aus dem Staunen heraus. Im Augenwinkel kann ich den braun gestreiften Vogel mit dem langen Schnabel erkennen. Zick zack und weg ist er. Schnell sind diese Tiere, unglaublich schnell.

Die Mittagszeit am vierten Tag ist vorbei und der Rückweg ist lange, wir drehen um.

Da – Wilson steht vor, nun bewege ich mich wie automatisiert, alles geht schnell.

Ich nehme die Flinte in den Anschlag, der Schrotschuss löst sich, breche die Flinte und bevor ich es realisieren kann, schickt Karsten Strehl Wilson zum Apport. Etwas ungläubig blicke ich der Szene zu. Ein paar Sekunden später halte ich meine erste Waldschnepfe in der Hand.

Das Federkleid macht die Schnepfe zu einer Meisterin der Tarnung – unerkennbar für das blose Auge. Ich kann es nicht anders beschreiben, dieser Vogel ist wunderschön.

Vor mir sitzt Wilson und wenn man es nicht besser wüsste würde man sagen seine Hundeaugen strahlen mindestens so sehr wie die von Karsten und von mir. Eine riesige Freude macht sich breit. Mit klopfendem Herzen geht es zurück.

Das Feuer brennt im Ofen, der Wein ist aufgemacht und die Kerzen sind an... wo sind die Schwammerl?

 Ich blicke hoch zu der alten Holztüre-  auf Farn und Gras gebettet wurde meine Schnepfe zum „mort vivant“.

Waidmannsheil