Der Wecker klingelt. Es ist sehr früh, für mich als Morgenmuffel eigentlich mitten in der Nacht.
Zum Glück haben wir gestern Abend schon alles vorbereitet und im Auto verstaut.
Wir machen uns auf den Weg in die Berge.
Die Scheinwerfer des Autos suchen ihren Weg die Strassen und Wege entlang. Weit sieht man nicht da alles noch im Nebel und im Dunkeln der Nacht liegt. Wir halten an einem kleinen Parkplatz und verstauen alles noch im Rucksack. Gewehr, Fernglas, Spektiv, Wasser usw. haben wir alles?
Der Aufstieg verläuft gut, aber jeder Schritt muss passen, da viele versteckte Löcher, in dieser vom Gletscher geformten Landschaft, sind. Nur ein paar Meter können wir einem kleinen Trampelpfad folgen, jetzt geht es weiter ohne einen ersichtlichen Weg. Dementsprechend verlangsamt sich unser Schritttempo. Die Schuhe und Hosen werden vom Niesel und vom Tau total durchnässt aber bald verzieht sich der Nebel und die Natur verwöhnt uns mit ihrer atemberaubenden Landschaft.
Die verbleibenden Nebelschwaden tanzen mit dem Wind. Bäumen sich auch und fliessen wie Wellen über den Himmel um sich kurz danach wieder zusammenzuziehen. Die Stimmung ist wunderschön und bald erwärmen uns die ersten Sonnenstrahlen. Wir nehmen uns viel Zeit um zu glasen und mit dem Spektiv alles abzusuchen. Leider bisher nichts.
Von weitem sehe ich einen kleinen Punkt der sich lustig bewegt, langsam und leise ziehen wir in seine Richtung, bis wir einen kleinen Fuchs erkennen der sich in der Sonne niedergelassen hat.
Weit oben am Grat entdecken wir eine Gams und machen uns auf den steilen Weg. Von Baum zu Baum und später vom Schatten der Steine zum nächsten. Langsam kommen wir voran und können die Gams als Gamsbock ansprechen.
Gegen Ende kriechen wir das letzte Stück auf dem Bauch, verdeckt von einem kleinen Grashügel und kommen so auf 130m heran. Viel Zeit habe ich um den Herzschlag und den Atem wieder zu beruhigen und den Anblick zu geniessen und um nochmals genau anzusprechen. Atmen, konzentrieren und der Schuss geht.
Nach dem Schuss muss ich mich zuerst einfach hinsetzten, mich einfach nur bedanken bei der Natur und was wir hier erleben, sehen und fühlen dürfen und bei dem Gamsbock der sein Leben lies.
Nach dem Aufbrechen machen wir uns auf den Rückweg, ich kann nur sehr langsam gehen da die insgesamt 32 kg (Gams 29kg) auf dem Rücken doch sehr viel wiegen für mich und bin dankbar, dass Patrik mir einige andere Sachen abnimmt. Die Beine sind schwer und wenn ich ins Tal blicke, denke ich, dass ich es so kaum bis unten schaffen werde. Aber es ist keine Frage für mich es zu versuchen alleine runterzutragen. ,, Du schaffst das – mach Pause – Himmel mir ist schlecht – wie wunderschön es hier ist – was für eine Jagd – danke ,, gehen die Gedanken hin und her bis sie verfliegen und ich nur noch meinen Herzschlag wahrnehme und mein keuchen das fast zu einem verzweifelten quitschen wird. Ok weiter geht’s durch die leuchtende Landschaft.
Glücklich, zufrieden, atemlos und total ko kommen wir am Auto an.
Diese Gams wird uns mit viel Fleisch versorgen aus welchem wir auch Trockenfleisch und Würste herstellen lassen vom Metzger aus dem Nachbardorf.
Danke und Waidmannsheil